Liebe Leserin, lieber Leser,
Vorruhestand bei Managern über 55 Jahre – eine von Unternehmen oft genutzte Möglichkeit Headcounts zu minimieren. Oftmals vorgeschobene Argumente lauten derzeit: Coronakrise und Digitale Transformation. Das schmerzt, wenn der eigene Arbeitgeber einem klar signalisiert, dass man selbst nicht mehr länger willkommen ist.
Jahrzehntelange ging es in Sachen Karriere nur in eine Richtung, nämlich nach oben – doch jetzt? Ein beängstigender Gedanke auf einmal nicht mehr „benötigt“ zu werden.
Aus Personalberaterkreisen gibt es aber positive Nachrichten zu vermelden: Die Zeiten in denen ältere Mitarbeiter nicht mehr vermittelbar waren sind vorbei – persönliche Flexibilität und Mobilität sind jedoch Voraussetzung.
In Zeiten von Veränderung und Disruption bedarf es erprobter, gelassener und kommunikationsstarke Manager, die vermitteln können zwischen Generationen, alten und neuen Geschäftsmodellen und innerhalb internationaler Projektteams. Zudem gilt es cross-funktional zu denken, um Innovationen zu generieren und Prozesse weiter zu optimieren oder sogar ganz neu zu denken. Hierfür werden insbesondere change-erfahrene Führungskräfte mit „ruhiger Hand“ gesucht.
Was also tun, um sich auch mit 55+ noch neue Karriereoptionen zu eröffnen? Folgende vier Optionen lassen sich verstärkt erkennen:
Der Weg in die Selbstständigkeit:
Die eigenen Erfahrungen und Managementkompetenzen zu barer Münze werden lassen und für sich selbst verantwortlich sein? Das klingt per se gut. Dennoch zeigt sich, dass nicht alle den Sprung vom Angestellten in die Selbstständigkeit erfolgreich meistern. Insbesondere in den Bereichen Technologieberatung, Finanzwesen, erneuerbare Energien und Konsumgüter besteht jedoch eine erhöhte Nachfrage nach Beratungskompetenz. Wer Expertise in diesen Bereichen mitbringt, hat derzeit also gute Chancen „gebucht“ zu werden.
Interimsmanagement: Chef auf Zeit
Diese Sonderform der Selbstständigkeit erfährt insbesondere in den vergangenen Monaten erhöhte Nachfrage. Unternehmen sehnen sich zunehmend nach zeitnaher, punktueller Verstärkung für die zum Teil stark ausgedünnten Teams. Die zeitliche Befristung wird auch oftmals genutzt für die Neuorganisation einer Abteilung oder für die Anpassung an neue Prozesse. Solche Interimsmandate erfordern i.d.R. langjährige Führungs- und Projektleitungserfahrungen, vorzugsweise aus unterschiedlichen Branchen und Funktionsbereichen sowie eine hohe Stressresistenz und Flexibilität. Aber Achtung! Als Interims Manager sollte man neben der Projekttätigkeit auch immer Eigenwerbung betreiben, um Anschlussmandate zu erhalten und nicht konjunkturellen Schwankungen zu erliegen.
Beiratsmandate
Hiermit gemeint sind nicht Mandate im Konzern, sondern im Mittelstand (keine gesetzlichen Quoten). Auch hier werden Persönlichkeiten gesucht, die aufgrund langjähriger Erfahrungen Impulse für wichtige Neuausrichtungen des Unternehmens geben. Oftmals geht es darum sich strategisch richtig aufzustellen für die Zukunft. Auch hier gilt oberste Vorsicht! Es ist wichtig im Vorfeld zu klären, ob man kulturell an das Unternehmen andocken kann und inwieweit aktive Beteiligung erwünscht ist, um Enttäuschungen zu vermeiden (s. Beitrag v. 08.11.2021/ LINK)
Gesellschafter werden
Grundvoraussetzung: unternehmerisches Know-How, Macher-Mentalität sowie Belastbarkeit und Durchhaltevermögen. Noch immer stehen viele Unternehmer vor der ungeklärten Frage der Nachfolge. Hier können erfahrene Manager punkten und proaktiv auf Unternehmen zugehen. Oftmals werden wichtige Synergien geschaffen, um den Bestand einer Unternehmung zu gewährleisten.
Um die berufliche Neuorientierung erfolgreich zu bewältigen, müssen alle Optionen sorgfältig geprüft und gegeneinander abgewogen werden. Es ist wichtig die eigenen Karriereperspektiven realistisch einzuschätzen und persönliche Stärken und Vorlieben zu berücksichtigen.
Stets gilt: Wer weiß was er kann und wohin er will, dem fällt es leichter die nächsten Schritte zu formulieren und schneller in die Umsetzung zu kommen.
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