Noch nie war es so wichtig Werte hochzuhalten, wie in der Dauerkrise. 

Wenn Krisen zur Normalität werden, ist es wichtig, sich über diesen Zustand bewusst zu bleiben. Angst und Unsicherheit sind in solchen Zeiten denkbar schlechte Ratgeber, denn sie verleiten uns dazu in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, eine egozentrische vielerorts auch egoistische Sichtweise einzunehmen. Nicht selten verliert man den Blick für das Wesentliche und Übergeordnete und fokussiert sich auf kurzfristige Krisenintervention. Sehr schön zu sehen, bei den Themen Nachhaltigkeit und Migration.

In den vergangenen Jahren gab es in Bezug auf den Klimawandel einen, wenngleich wackeligen, gesellschaftlichen Konsens, nämlich Nachhaltigkeit als ein vorrangiges Ziel ins Visier zu nehmen. Leider geriet der Motor bei diesem Thema immer mehr ins Stottern. Nicht der schnelle Ausbau der Erneuerbaren Energien ist heute noch im Fokus, sondern gefühlt, ausschließlich die kurzfristige Versorgungssicherheit. Dies ist einerseits nachvollziehbar, jedoch geht es in der politischen Diskussion nicht mehr um die kurzfristige Überbrückung der Energiekrise, sondern um die langfristige Verlängerung der Laufzeiten von AKWs und die Wiederinbetriebnahme abgeschalteter Kraftwerke. Auch die heimische Kohle erlebt in den Diskussionen eine Renaissance, wie auch das Thema Fracking. Verfechter für Nachhaltigkeit haben aktuell einen schweren Stand.

Auch bei dem Thema Migration scheint die Gesellschaft mehr denn je uneins. Den Fachkräftemangel durch gezielte Einwanderung besiegen, schien als Lösung zumindest in Wirtschaftskreisen konsensfähig. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine Willkommenskultur und nicht die Sichtweise, dass Einwanderung ein notwendiges Übel sei. Genau letzteres rückt angesichts der Krisen immer stärker in den Vordergrund. Einwanderung immer weiter zu limitieren und nur produktive, nützliche Kräfte in das Land zu lassen, macht ein Land für Zuwanderer nicht gerade attraktiv. Xenophobie, möglicherweise getrieben durch die Angst des Wohlstandsverlustes, scheint wieder salonfähig. 

Die aktuelle Lage blockiert vieles, aber bitte nicht unser Gemeinschaftsgefühl!

Angesichts der globalen Herausforderungen ist es wichtiger denn je, den Blick darauf zu richten, was uns verbindet und nicht was uns unterscheidet. Dies ist gleichermaßen bedeutend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wie auch dafür, wieder gestärkt aus den Krisen hervorzugehen. Gemeinsame Werte und Ziele sind die beste Basis, die Herausforderungen von heute und morgen erfolgreich zu meistern.

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