Ja, sagt der in Deutschland aufgewachsene Wirtschaftshistoriker Adam Tooze von der Columbia University in New York im aktuellen Handelsblatt.
Er spricht über die Absurdität der Überhöhung des industriellen Sektors und fordert mehr europäischen Protektionismus als Antwort auf sich zunehmend breit machende Abschottung.
Deutschland klammert sich trotz Energie- und Klimakrise an ein Wirtschaftsmodell (produzierende Industrie), dessen Zukunft in Frage steht. Vielmehr sollten Dienstleistungen, Forschung und die Suche nach neuen Technologien Ziele von Investitionen und Schwerpunkte der Zukunft sein, so Tooze.
Berechtigte Kritik?
Trotz Schwarzweiß-Malerei sind Toozes Aussagen und Schlussfolgerungen durchaus plausibel. Unser Wirtschaftsmodell mit all seinen Abhängigkeiten werden in Zeiten von Protektionismus und Nationalismus auf den Prüfstand gestellt.
Die Zeiten des freien Handels scheinen ebenso vorbei zu sein, wie der Glaube an ewiges Wachstum.
Ein wettbewerbsfähiges und zukunftssicheres Geschäftsmodell für Deutschland zu schaffen, bedeutet auch sich von Dingen zu trennen, die uns in der Vergangenheit Wohlstand ermöglicht haben, jedoch heute immer stärker an Bedeutung verlieren.
Einzig der technologische Fortschritt sowie die Investition in Forschung und Entwicklung, ermöglicht unserer Volkswirtschaft den notwendigen Umbau erfolgreich zu realisieren. Deutschland als Land der Ingenieure verfügt trotz Innovationspotential, kontinuierlich wachsendem BIP sowie einer gesunden und ausbaufähigen Start-Up-Szene, leider noch nicht über das richtige Setup, um zukunftsfähig zu sein.
Eine industrielle Basis ist gut und wichtig, so resumiert Tooze, doch eine Reduzierung des industriellen Sektors tut Not.
Quelle: Handelsblatt v. 23.12.2022
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